Neben der Impulstagung war der davon ausgegangene Wnet-Aktionstag „In den Medien ausschließlich die weibliche Form!“ ein weiterer Höhepunkt im Tätigkeitsjahr 2019. Am Donnerstag, 4. Juli 2019 wurden Nachrichten und Artikel in den deutschsprachigen Medien in Südtirol rein in der weiblichen Form verfasst und nicht wie normalerweise üblich in der rein männlichen. Durch die Verwendung des generischen Femininums in Wort und Schrift – die Schülerin, die Wählerin, die Bürgerinnen, die Ministerpräsidentinnen – wurden erstmals konzertiert in allen Medien einer Region des deutschen Sprachraums Frauen und ihre Leistungen sprachlich sichtbar, lesbar und hörbar gemacht und damit auch wahrgenommen. Es wurde aufgezeigt, dass Frauen nicht nur mitgemeint, sondern auch genannt sein wollen und im Umkehrschluss was es für Männer bedeutet, nur mitgemeint zu sein.
An der südtirolweiten medialen Gemeinschaftsaktion haben sich die Landespresseagentur, die Neue Südtiroler Tageszeitung, das Onlinemagazin Salto, das Südtiroler Wochenmagazin FF und die Südtiroler Wirtschaftszeitung, aktiv beteiligt. Letztere hatte als Wochenzeitschrift ihren Erscheinungstag am 5. Juli 2019. Diese Medien verfassten die gesamte Printausgabe sowie die Online Artikel in der weiblichen Form. Die öffentlich-rechtlichen Sender Rai Südtirol und ORF Südtirol heute haben darüber ausführlich berichtet und die Tageszeitung Dolomiten stellte dem Frauennetzwerk Wnet für diesen Aktionstag eine Redaktionsseite zur Verfügung.
Um die Wirksamkeit der Aktion zu erhöhen, also Frauen und ihre Leistungen und ihre Expertise stärker in das Bewusstsein der Leserinnen und Leser zu rücken und Medienleute für einen achtsamen Umgang mit Sprache und Bildern zu veranlassen, haben die Printmedien in ihren Leitartikeln oder Titelseiten auf die Aktion hingewiesen. Die Wochenzeitschrift FF hat sogar die gesamte Ausgabe der „benachteiligten Hälfte unsere Gesellschaft“ gewidmet mit ausführlichen Interviews mit Frauen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft. Beispiele wie über einen kreativen Sprachgebrauch auch ohne Binnen-I und Gendersternchen geschlechtergerecht berichtet werden kann, wurden in mehreren Medien abgedruckt. Zu Wort kamen – in Form von eigens für den Aktionstag verfassten Beiträgen und Interviews über die Wirkung des generischen Maskulinumsauf die Sichtbarkeit von Frauen in der deutschen Sprache – die Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch, die Grande Dame der feministischen Linguistik, und die Direktorin des Maria Hueber Gymnasiums in Bozen Heidi Hintner. Die Wirtschaftsjournalistin Lydia Ninz verwies in ihrem Beitrag auf die Schlüsselrolle der Medien, wenn es darum geht, Frauen medial ins richtige Licht zur rücken. „Ein Vehikel ist die Sprache, ein anderes die Auswahl von Bildern. Mehr Fotos mit kinderwagenschiebenden oder kochenden Männern helfen, mit alten Klischees zu brechen. Medienleute können Frauen öfter als Expertinnen interviewen oder über sie schreiben.“

Die Nachrichtenredaktion von Rai Südtirol, die sich als öffentlich-rechtlicher Sender vom Statut her an Privatinitiativen nicht beteiligen darf, hat am 4. Juli in allen 17 Nachrichtensendungen und dem täglichen Pressespiegel über den Aktionstag berichtet. Ausführlichere Beiträge mit den Wnet-Promotorinnen des Aktionstages Astrid Pichler, Heike Platter und Marlene Rinner wurden im Frühstücksradio, im Mittagsmagazin und in der Tagesschau ausgestrahlt. ORF Südtirol heute hat in seinem Bericht zum Aktionstag die Unsichtbarkeit der Frauen in der deutschen Sprache beispielhaft auch an der parallel im Juli laufenden Frauenfußballweltmeisterschaft festgemacht, wo dauernd von „Mannschaften“ die Rede war. Private Radiosender in Südtirol berichteten im Laufe des Tages ebenfalls über die mediale Gemeinschaftsaktion. Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass alle deutschsprachigen Südtiroler Medien, die landesweit ausgestrahlt werden oder landesweit in Druckform vorliegen, sich an der Aktion beteiligt haben. Eine derart geschlossene Unterstützung der Medienwelt unseres Landes für eine thematisch gesellschaftspolitische Initiative ist sicher einzigartig.
Prominenteste Fürsprache erhielten die Promotorinnen von Landeshauptmann Arno Kompatscher mit der Landespresseagentur. Er hatte diese gesellschaftspolitische Initiative sofort begrüßt und bezog dann auch im Rai Südtirol-Interview klar Stellung: „Es ist wichtig und richtig, dass Frauen nicht nur mitgemeint sind. Weil Sprache Wirklichkeit schafft, unterstütze ich diese Aktion.“ Auch Martha Stocker, ehemalige Landesrätin für Gesundheit, Sport, Soziales, Arbeit und Chancengleichheit, zeigte sich von der Notwendigkeit der Aktion überzeugt: „Benennung schafft Realität und schärft das Bewusstsein. So muss auch in der Sprache das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit sichtbar gemacht werden.“
In einem Antwortschreiben vonseiten der Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Wnet-Anfrage um ein Geleitwort schrieb diese am 3. Juli zurück, dass sie sich „national wie international für die Rechte und die Stärkung von Frauen einsetzt und starken Netzwerken von und für Frauen eine große Bedeutung beimisst und sich auch persönlich hierfür einsetzt.” Aus Gründen der Gleichbehandlung vergleichbarer Aktionen konnte die Bundeskanzlerin die Aktion jedoch nicht mit einem Geleitwort unterstützen, wünschte aber allen Mitstreiterinnen von Wnet für ihre weitere Arbeit persönlich viel Erfolg.