Wnet-Sommertreff zur „Nachhaltigkeit im Bausektor“ bei Brigitte und Werner Schönthaler in Eyrs, 13. September 2019

Der Sommertreff 2019 führte nach Eyrs und stellte die „Nachhaltigkeit im Bausektor“ in den Mittelpunkt. Das Treffen fand auf Anregung von Rita Egger, Wnet-Frau und Obfrau der lvh-Frauen des Bezirks Vinschgau statt. Brigitte und Martin Schönthaler, Geschäftsführerin und Geschäftsführer der Schönthaler Baustoffe – Betonsteinwerk und Baustoffhandel OHG führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Süd- und Nordtirol durch den Betrieb mit den beeindruckenden Produktionsanlagen für Betonbaustoffe. Begonnen hatte alles 1955 mit Betonpflastersteinen. In den Folgejahren wurde das Produktsortiment erweitert und der Baustoffhandel kam hinzu. Mittlerweile werden Betonziegel, Beton-Fertigdecken, Regalsysteme, Betonpfähle für die Landwirtschaft und weitere Bauelemente gefertigt und seit einigen Jahren als ganz neuer Bereich der Hanfstein. Für seine Herstellung werden Hanfschäben, ein Abfallprodukt bei der Hanffaserherstellung, mit Kalk und Mineralien vermengt und in eigens adaptierten Maschinen zu Steinen gepresst. Der Hanfstein hat hervorragende thermische und akustische Eigenschaften, ist 100%ig reziklierbar, Nagetier und Ungeziefer resistent, schimmelunterbindend und diffusionsoffen und ist somit für eine nachhaltige und energieeffiziente Bauweise ideal geeignet. „Die Ziegel sind zu 100 Prozent natürlich und die Nachfrage ist da“, so Brigitte Schönthaler.

Ideen-Geber für die Hanfstein-Produktion war Brigitte Schönthalers Bruder Werner Schönthaler. Er beschäftigt sich schon seit langem mit Hanf, der ältesten Kulturpflanzeder Welt und ihren vielseitigen Anwendungen. Auf seinem mit Hanf sanierten Hof „Castelatsch“ in Tschengls gab er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Anschluss an die Betriebsbesichtigung einen Einblick in die Handarbeit mit Hanf und in die Vielfalt seiner Anwendungen. Im Nutzhanf sieht Werner Schönthaler den Ökorohstoff der Zunkuft: „Es lässt sich alles verwenden, von der Wurzel und den Stengeln bis zu den Samen.“ In eigener und ausgelagerter Produktion stellt er Bienenstände als Sonderguss, Lebensmittel wie Öl, Mehl, Hanfmilch, Hanfbier und Sirup, Hautpflegeprodukte und vieles mehr her. Hanf wird gerade wieder für die Textilindustrie entdeckt, da Hanffasern viel widerstandsfähiger und atmungsaktiver als Baumwolle und Leinen sind. Hanf wächst überall und ist schädlingsresistent: die höchsten Anbauflächen von Werner Schönthaler liegen in der Schweiz auf 1.800m Höhe. Manch eine hat nach dem Besuch des Firmengeländes und anschließend des Hofes Castelatsch hinauf am Berg in stiller Einsamkeit doch intensiv überlegt, ob die entspannende Arbeit am Hanf an alten Verarbeitungsgeräten nicht eine gute Form für die nächste Auszeit sein könnte. Abgeschlossen wurde das Sommerfest mit einer schmackhaften Marende auf der Tschenglsburg durchweg mit lokalen und speziellen Produkten.