Wnet-Impulstagung „Mehr untypische Berufe – weniger Geschlechterklischees!“, Sheraton, Bozen, 1. Oktober 2020, 18:00

Die wegen COVID 19 auf den 1. Oktober verschobene Impulstagung war ein großer Erfolg. Um die 80 Personen, vorwiegend aus dem Bildungsbereich, nahmen im Sheraton Four Points in Bozen daran teil. Vorausgegangen ist der Veranstaltung die Kampagne „Technikerinnen-Tour“, bei der Wnet gemeinsam mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen von Juli bis September viele Frauen öffentlich vorstellten, die sich für einen technischen Beruf entschieden haben und mit Begeisterung in noch männerdominierten Bereichen arbeiten.

Laut Wnet-Präsidentin Marlene Rinner geht es darum, die Rollenbilder neu zu zeichnen und die Weichen zu stellen für eine ausgewogenere Verteilung der Geschlechter in der Arbeitswelt. Dem pflichtete Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit für Frauen, in ihren Grußworten bei.

Angelika Peer, Professorin für Robotik und System- und Regelungstheorie der Freien Universität Bozen ging in Ihrem Impulsreferat „Mädchen stärker für Technik und Naturwissenschaften begeistern!“ darauf ein, wie wichtig es im Kindesalter ist, sich in vielem spielerisch auszuprobieren. In ihrem Fall war es der Elektroschrott in der Werkstatt ihres Vaters. Hinzu kam auch die Aufmerksamkeit der Lehrpersonen in der Mittelschule, die ihr aufgrund ihrer Interessen und Begabungen rieten, doch die Technologische Fachoberschule zu besuchen. In den wichtigen Entscheidungsmomenten ihres Bildungs- und Berufsweges waren immer Personen zur Stelle, die sie in ihrer Entscheidung ermutigten.

Über ihre absolut „untypische“ Berufswahl, über ihre Motivation und Erfahrungen berichteten ebenso Daniela Niederstätter, Vorstandsmitglied der in der Baubranche etablierten Niederstätter AG und Emil Poli, der als Kindergärtner in Bozen seinen Traumjob verwirklicht hat. Damit solche Karrieren künftig nicht Ausnahmen bleiben, seien alle gefordert, so der allgemeine Standpunkt in der von Verena Pliger moderierten Podiumsdiskussion.

Familie, Bildungseinrichtungen, Lehrkräfte und natürlich auch die Vorgesetzten am Arbeitsplatz spielen laut der Psychologin Francesca Schir eine Schlüsselrolle, um althergebrachte Rollenbilder und Klischees zu überwinden und die immer noch vorherrschende Asymmetrie in Sachen Chancengleichheit zu korrigieren.

Dass Kindegärten und Schulen bereits seit geraumer Zeit in diese Richtung arbeiten, zeigten Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner und Gudrun Schmid, psychopädagogische Beraterin in der Bildungsdirektion des Landes, anhand von konkreten Beispielen auf. Zu verstärken wäre sicherlich noch das Interesse bei Mädchen an Finanzwissen, so Gudrun Schmidt, und an die Medien gewandt eine stärkere Sichtbarkeit von Frauen über die Sprache und in Experteninterviews.

Man war sich zum Abschluss einig darüber, dass es für Kinder wichtig ist, spielerisch vielseitige Erfahrungen zu sammeln, um die eigenen Talente und Interessen zu entdecken. Was im Beruf letztendlich zählt, sind Fähigkeit, Begeisterung und die Persönlichkeit egal ob Frau oder Mann. Damit das vermehrt zum Tragen kommt, bedarf es noch einer größeren Aufmerksamkeit und Sensibilisierung in den Familien, im Bildungsbereich und in den Unternehmen.

Vonseiten der Handelskammer Bozen nahm die Leiterin des WIFI, Frau Christine Platzer teil und von politischer Seite die Gleichstellungsrätin Michela Morandini und die Landtagsabgeordnete Maria Elisabeth Rieder. Die Direktorin der Abteilung Bildungsförderung Frau Rolanda Tschugguel hielt im Auftrag des Landesrates für Schule und Bildung Philipp Achammer die Schlußworte.

Wnet bedankte sich bei folgenden Sponsorinnen und Sponsoren für deren Unterstützung: Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, Sheraton Four Points, Niederstätter AG, Aries Creative, J. Schmidhammer GmbH.

Die Präsentation von Prof.in Angelika Peer ist im Mitgliederbereich abrufbar.