17.06.2022, Feier 15 Jahre Wnet: Frauen beruflich fördern, vernetzen, Expertinnen sichtbar machen, mehr Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen bringen!

Am 17.06.2022 hat Wnet-networking women im Foyer der OberAlp AG in Bozen sein 15-jähriges Bestehen im Beisein von zahlreichen Wnet-Frauen, Partnernetzwerken, Unterstützerinnen und politischer Präsenz groß gefeiert. Begonnen hat alles mit den Mentoring-Programmen 2005 des Unternehmerverbandes, des KVW und der Lessinghochschule zu Meran, um Frauen auf ihrem beruflichen Weg nach oben und bei der Karriereplanung geeignetes Rüstzeug in die Hand zu geben. Für eine nachhaltige Wirkung beschlossen in der Folge 17 Teilnehmerinnen, Mentorinnen und Mentees, ihre Erfahrungen, Erfolgskonzepte, Initiativen und Ressourcen zu vernetzen und für die weitere gegenseitige Unterstützung im November 2006 den Verein Wnet-networking women, das „Erste Netzwerk von Frauen aus Wirtschaft, Management und Dienstleistung in Südtirol, das die Förderung der Frauen im Berufsleben zum Ziel hat“ zu gründen. Wobei W(omen)net-networking women auf gut Deutsch für „Frauennetzwerk-netzwerkende Frauen“ steht.

In den ersten zwei Amtsperioden von 2007 bis 2012 unter Präsidentin Sonja Weis und den jeweiligen Vorständinnen Veronica Panella, Astrid Pichler, Ulrike Lobis, Micki Gruber, Marlene Rinner und Kathrin Foradori ging es in der Hauptsache um den Aufbau und die inhaltliche Positionierung des Vereins im gesellschaftspolitischen Umfeld und die zielstrebige Vernetzung und den Austausch mit anderen Frauenvereinen und Netzwerken auch über die Provinzgrenzen hinaus, wie z.B. mit BPW-Tirol und FIDAPA Trento.

Zunehmende Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit erlangte Wnet über die öffentlich zugänglichen Impulstagungen zu den Jahresthemen und die Zahlreichen Austauschtreffen, den heutigen Expertinnen-Treffen. Diskutiert wurden mit internen Expertinnen oder externen Referentinnen und Referenten relevante Themen zu Frau und Beruf. Besichtigungen von Betrieben und Arbeitsstätten der Mitgliedsfrauen ermöglichten die vorhandenen Kompetenzen und Expertise im Netzwerk einem breiteren Publikum bekannt und zugänglich zu machen. Praktisch die richtige Fachfrau für die eigenen beruflichen eventuell privaten Herausforderungen zu finden.

Missstände, die im Laufe der Jahre aufgegriffen wurden, betrafen unter anderem die Nicht-Sichtbarkeit der Frauen in der Sprache, die physische, psychische und wirtschaftliche Gewalt an Frauen, die schwierige Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben sowie Finanzen und nachhaltige Absicherung im Ruhestand. Das erste eigene Mentoringprogramm startete Wnet 2010 unter dem Motto „Karriere möglich machen“, dem noch weitere folgten. Im Hinblick auf politische Wahlen und den geringen Frauenanteil in politischen Führungspositionen setzte sich Wnet in den folgenden Jahren mit „Frauen und ihren Umgang mit Macht und Macht-Kompetenz“ auseinander. Mit Führungskräften aus der Wirtschaft und Unternehmerinnen sowie Politikerinnen und politisch engagierten Frauen wurde das Verhältnis von Frauen zu Macht, Geld, Ehrenamt und wirtschaftlichen Erfolg beleuchtet. Von Aufsichts- und Verwaltungsrätinnen erfuhren interessierte Frauen, welche Voraussetzungen für diese Positionen mitzubringen sind, wie man sich dafür bewerben kann und welche Verantwortung damit verbunden ist.

Das Phänomen der „Gläserne Decke“, also dass qualifizierte Frauen kaum in Top-Positionen in Unternehmen und Organisationen vordringen, war Gegenstand der Impulstagung 2013. Stereotypisierungen bei der Einstellungs- und Beförderungspolitik in den karriererelevanten Netzwerken sorgen für Schließungsprozesse. Nur durch Änderungen in der Unternehmenskultur und in der Einstellung zu Frauen im Berufsleben kann es zur Beseitigung dieses Hindernisses kommen kann.

Im selben Jahr wurde Marlene Rinner zur Wnet-Präsidentin gewählt. Bis April 2022 führte sie das Netzwerk mit den jeweiligen Vorständinnen Barbara Griessmair, Anna Rastner, Anna Dallemulle , Sandra Kainz, Johanna Plasinger, Samantha Endrizzi, Itta Maurer, Sylvia Lehnig, Kathrin Pichler, Melanie Gross, Kathrin Uberig und Frida Lintner-Reiter erfolgreich weiter. Die Förderung der Frauen im Berufsleben konnte nur durch einen stärkeren Austausch mit den Wirtschaftsverbänden, deren Frauenvertretungen, den Institutionen wie Handelskammer bzw. dem WIFI und dem Beirat zur Förderung des weiblichen Unternehmertums, der Freien Universität Bozen, dem Frauenmuseum, den Alchemillen und den Gewerkschaften sowie den politischen Entscheidungsträgern erfolgreich sein. Es wurde daher entschiedener in diese Richtung vorangegangen. Bespielt wurden weiterhin die Dauerthemen: mehr Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen, Vereinbarkeit Beruf & Familie & Privatleben. Die Schwerpunkte verlagerten sich hingegen auf eine stärkere Sichtbarkeit von Frauen als Expertinnen (kein Podium ohne Frauen mehr!), Selbstmarketing & Bemächtigung & Kommunikation, Abbau von Geschlechter- und Rollenstereotypen am Arbeitsplatz & in der Werbung & in den Medien, Frauen & Technik & untypische Berufe sowie Feminismus & Feministen.

Bei den zahlreichen Expertinnentreffen, seit COVID auch online, wurden Wnet-Frauen noch mehr Raum gegeben, ihre Expertise zu präsentieren und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aufgegriffen. Als Beispiele seien erwähnt: Energie und nachhaltige Mobilität, Gesundes Bauen und Wohnen, Wohlbefinden für Frauen im Beruf & Gesundheit am Arbeitsplatz, Personal suchen & Angestellte sein, Vernetzte Kommunikation & erfolgreiches Internet-Marketing, Startups-Innovation by women, die Rolle der Wirtschaftsberaterin auf dem Weg in die Selbständigkeit, Frauen an der Spitze der Gemeindepolitik und der Gemeindeverwaltung, Frauen im Kulturbetrieb & Präsenz & in Führungspositionen, Mobbing am Arbeitsplatz,Leistungen von Frauen in der Branche Fruchtdestillate & Liköre, Wohnen im Alter selbstbestimmt und würdevoll, Work smart not hard – Augenauswischerei oder Change?, größere Sichtbarkeit durch Medienkompetenz, Best Pricing für eigene Produkte & Dienstleistungen, Vereinbarkeit Beruf & Familie aus Unternehmenssicht, Digitale Geschäftsmodelle und nachhaltige Unternehmensführung.

Als besondere Höhepunkte stellten sich folgende Impulstagungen heraus: 2017 „Rollenstereotype ade!“, 2018 „Gemeinsam mit Feministen für mehr Gleichheit bei Rechten und Chancen! Über eine feministisch und gendergerecht eingestellte Geschäftsführung und Unternehmenskultur einen selbstverständlicheren Zugang für Frauen zu Führungs- und Entscheidungspositionen erlangen“, 2019 „Frauen und Medien, ihre Präsenz und ihre Darstellung!“, woraus am 4. Juli 2019 die Aktion „In den Medien ausschließlich die weibliche Form!“ hervorging, bei der Nachrichten und Artikel in den deutschsprachigen Medien in Südtirol rein in der weiblichen Form verfasst wurden und nicht wie normalerweise üblich in der rein männlichen. Wnet wurde dafür für die Auszeichnung Silberner MedienLÖWE des österreichischen Journalistinnenkongresses nominiert. 2020 „Mehr untypische Berufe – weniger Geschlechterklischees!“, der die Gemeinschaftsaktion mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen „Technikerinnentour“ vorausging für mehr Sichtbarkeit von Frauen in technischen Berufen und für die Eintragung von mehr Frauen in die Sachverständigenverzeichnisse für die Neubesetzung der Gemeindekommissionen für Raum und Landschaft. In ganz Südtirol wurden Unternehmerinnen und Expertinnen besucht, darunter eine Verkaufsleiterin für LKW-Kranaufbauten, eine Geologin, eine Baumeisterin, eine Elektrotechnikerin, eine Programmiererin und eine Brandinspektorin der Berufsfeuerwehr. 2021 „Digitalisierung und welche Chancen sie Frauen in Karriere und Beruf bietet“. Unter die Lupe genommen wurden die Möglichkeiten der verschiedenen Versionen 4.0 für die Chancengleichheit, für eine gleichmäßigere Verteilung von Frauen und Männern in den verschiedenen Wirtschaftssektoren und in Entscheidungs- und Führungspositionen.

Das Engagement von Wnet trägt ohne Zweifel Früchte. Die Wirtschaft kann auf das Heer von kompetenten und sehr gut ausgebildeten Frauen gerade in Führungspositionen nicht mehr verzichten. Das stetige Anmahnen über unsere Vertretung in der Allianz für Familie, dass Vereinbarkeit von Beruf&Familie kein Frauenthema ist, sondern Männer, Wirtschaft und Politik genauso angeht, ist im Bewusstsein von Entscheidungsträgern endlich verankert. In den Medien sind weibliche Formen vermehrt hör- und lesbar. Anfragen zu weiblichen Expertinnen aus männerdominierten Wissenschafts- und Wirtschaftsbereichen werden von Redaktionen zunehmend an Wnet gestellt. Die Erfahrung und die Kompetenzen von Wnet sind gefragt besonders für Mentoring und Gründungen. Seit Herbst 2021 sind vier Wnet-Frauen bei der Erstellung des Gleichstellungsaktionsplan der der Autonomen Provinz Bozen im Einsatz.

Im Laufe der Jahre ist die Mitgliederzahl stetig angestiegen und beläuft sich auf über 80, davon 2022 erstmalig zwei institutionelle – die Handelskammer Bozen und den LVH. Über Facebook verfolgen und kommentieren über 800 Interessierte die Aktivitäten von Wnet. Die Vernetzung umfasst inzwischen VäterAktiv und die Internationalen Service-Clubs wie Zonta und Soroptimist.

Alle Aktionen und Initiativen von Wnet zielen letztendlich auf die Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern im Berufsleben auf allen Hierarchieebenen sowie die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Schaffung entsprechender gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen ab.

Wnet bedankt sich bei allen deren Unterstützung es in den vergangenen 15 Jahre erfahren hat, darunter dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, dem es von 2009 bis 2018 angehörte, für die Förderung vieler Projekte.

Rückblickend stellt die Gründungspräsident Sonja Weis fest: „Wnet hat sich gut entwickelt; das freut mich. Weniger erfreulich ist, dass wir immer noch über die gleichen Themen reden müssen.“ Die vormalige Präsidentin Marlene Rinner ist zuversichtlich „Frauen erheben die Stimme. Ihre Forderungen nach einer stärkeren Partizipation an Führungs- und Entscheidungsprozessen in Politik und Wirtschaft können nicht mehr überhört werden und verlangen nach unaufschiebbaren Maßnahmen. Auch das Bewusstsein für Geschlechter- und Rollenstereotype wächst in der Bevölkerung und findet Niederschlag in den Bildungseinrichtungen.“

Seit April 2022 bekleidet Kathrin Pichler das Amt der Präsidentin. Gemeinsam mit dem neuen Vorstand bestehend aus Melanie Gross, Sandra Kainz, Marlene Rinner, Sylvia Lehnig, Frida Reiter-Lintner, Katia Endrizzi, Carmen Marcher und Astrid Weiss wird sie die Zukunft von Wnet gestalten. Den Grundthemen wird sie treu bleiben. Mit Neuem hat sie 2022 schon begonnen „Nachhaltig finanziell unabhängig. Wie können Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen!“. Mehr dazu bei der Impulstagung am 18.10.2022 in der Kellerei Bozen um 18:00.

Lobende Worte für den Einsatz von Wnet fanden die anwesende Landesrätin Waltraud Deeg und der anwesende Landesrat Philipp Achammer. Groß vernetzt wurde nach dem offiziellen Teil beim Aperitif im Salewa Biwak umrahmt mit Life Musik von Borsetto Annika..